Im Landkreis Teltow-Fläming gibt es ca. 1000 Baudenkmale sowie über 1.400 bekannte Bodendenkmale. Einige von ihnen werden im Denkmalschutzkalender 2015 vorgestellt.
Ergänzend dazu erläutert die Denkmalschutzbehörde Teltow-Fläming das jeweilige Denkmal des Monats etwas näher, um den Blick des Betrachters einmal mehr für bewahrenswerte Bauten der Region zu schärfen. Das Kalenderblatt August widmet sich der Höheren Fliegertechnischen Schule Niedergörsdorf.
Das Areal der Fliegertechnischen Schule ist Teil der Heinrichsdorfer Heide und damit seit 1993, wie bereits bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, der Gemeinde Niedergörsdorf zugehörig. Die Gemarkung liegt ca. 8 km westlich von Jüterbog und wird durch die Bundesstraße 102 und die Bahnlinie Treuenbrietzen-Jüterbog erschlossen. Das ehemalige Luftwaffenschulgelände grenzt an den Nachbarort Altes Lager. Beide Kommunen waren bereits seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Militärstandorte.
Die „Technische Schule der deutschen Verkehrsfliegerschule GmbH“ wurde im Herbst 1933 gegründet. Da Deutschland nach dem Versailler Vertrag keine Luftwaffe besitzen durfte, wurde sie zunächst als zivile Einrichtung getarnt. Im Oktober 1933 hatte sie bereits 1.500 Schüler, die vorerst in Baracken untergebracht waren.
Die jetzige Anlage wurde wahrscheinlich 1934/35 errichtet. Sie ist in sich geschlossen und besteht überwiegend aus zweigeschossigen Lehr-, Unterkunfts- und Funktionsgebäuden, die ursprünglich ziegelsichtig waren. Weder das genaue Baudatum noch die Architekten sind bekannt.
Der Bau erfolgte offenbar unter strengster Geheimhaltung und wurde noch nicht einmal – wie bei repräsentativen militärischen Anlagen üblich – in einer der zeitgenössischen Bauzeitschriften abgebildet. Am 1. März 1935, mit der „Enttarnung“ der deutschen Luftwaffe, gab sich die Schule als militärische Einrichtung zu erkennen.
Anfang 1940 wurde die Fliegertechnische Schule nach Warschau verlegt; in die Gebäude der Niedergörsdorfer Fliegertechnischen Schule zog die bis dahin in Berlin-Adlershorst untergebrachte „Höhere Fliegertechnische Schule“, die zentrale Schulungseinrichtung der Luftwaffe.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Anlage weitgehend unbeschadet, nach 1945 wurde sie von der sowjetischen Armee übernommen, die hier ein Schulungszentrum für Offiziere der Panzertruppen und der Artillerie einrichtete. In der Folge wurden die Gebäude verputzt bzw. geschlämmt.
Die Anlage wird durch zwei Hauptachsen strukturiert, in deren Kreuzungspunkt ein großer zentraler Platz liegt. Die Ost-West-Achse erstreckt sich von der Montagehalle bis hin zur Sporthalle mit der vorgelagerten Pfeilerhalle. Die Nord-Süd-Achse verläuft führt durch die offene Durchgangshalle des Stabsgebäudes von der Mannschaftskantine bis zum halbkreisförmigen Hörsaalgebäude. Dieses steht auf einem halbkreisförmigen Grundriss in traditioneller Bauweise mit Walmdach und hochrechteckigen Fenstern.
Der Treppenhausrisalit überragt die Fassade um ein Stockwerk. Dabei handelt es sich um eine verglaste Stahlkonstruktion im Sinne der Moderne. Dies resultiert offenbar aus dem Selbstverständnis der sich elitär und gegenüber den anderen Wehrmachtsteilen betont modern gebenden NS-Luftwaffe.
An Treppenhaus und Flurwänden haben sich bemerkenswerte sowjetische Wandmalereien erhalten, deren Motive von der nach modernen Methoden betriebenen Landwirtschaft bis hin zur friedlichen Nutzung des Weltalls reichen.
Die „Höhere Fliegertechnische Schule“ spiegelt eine qualitätsvolle und ungewöhnlich geschlossene erhaltene Anlage der Luftwaffe wider. Architektonisch bemerkenswert ist die Kombination der unterschiedlichen Stile: Einerseits gibt es traditionalistische Elemente, die geradezu an barocke Herrschaftsarchitektur erinnern, andererseits moderne Bauformen bei den Treppenhäusern.
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